SV Brukteria Rorup 1921 e.V.

Vereinschronik

Nach dem 1. Weltkrieg begann für den Sport, speziell für den Fußball, überall in Deutschland eine neue Epoche. Jedoch waren damals wie heute Persönlichkeiten erforderlich, die dieses neue Gedankengut in die Tat umsetzen konnten. In Rorup waren es gleich zwei Männer, die zeitgleich die Idee hatten, einen Fußballverein zu gründen.

Der eine war der Kaufmann Josef Bäumer (ein Bruder des Küsters und Organisten Ferdinand Bäumer), der damals in Haltern in einem größeren Textilgeschäft tätig war. Josef Bäumer wurde dort Mitglied in der "IKA", der Sportabteilung des katholischen kaufmännischen Vereins in Haltern.

Zur gleichen Zeit fand Josef Seidensticker in Gladbeck, wo er beschäftigt war, den Weg zum Fußball. Seidensticker war bereits an den Vorgesprächen beteiligt, die später zur Gründung des Verbandes der DJK führten. Er stand in enger Verbindung mit Emil Alekotte, dem ersten Verbandsspielwart für den Fußball der DJK.

Bäumer und Seidensticker waren 1921 die maßgeblichen Gründer des heutigen SV Brukteria Rorup e.V.

Einige junge Leute von auswärts, die in Rorup in der Lehre waren, hatten zu Hause bereits den Lederball kennen gelernt. Als man sonntags zusammen saß, kam bald die Idee, Fußball zu spielen fast von selbst.

Nicht wenige hatten sich dieser Idee verschrieben, und der Anfang war gemacht.

Es war direkt nach dem Kriege, und das notwendige Material war knapp. Woher Sportkleidung, Lederball und besonders den Sportplatz nehmen? Der damalige Pastor Bernhard Niehoff hatte ein Herz für die Sportjugend. Er gab ihr den Kuhkamp, eine große Wiese an der Kirche, als "Sportplatz" frei.

Passende alte Hosen wurden abgeschnitten, von einem Gürtel gehalten und als Trikots dienten zunächst weiße Unterhemden. Tore wurden aus Tannen in Wermelings Sägerei geschnitten, und damit konnte es beginnen. Zunächst wurde sonntags nur rumgebolzt, doch bald nahm die Gemeinschaft unter den beiden Vereinsgründern festere Formen an. Es wurden Mitgliederlisten geführt und auch Beiträge kassiert.

Erst mit Anmeldung zum offiziellen Spielbetrieb in der katholischen Jugendbewegung, getragen vom Kolpingverein und den Jünglingskongregationen, bekam der Verein seine Rechtmäßigkeit. Und mit der Rechtmäßigkeit auch einen Namen.

Der Name "Brukterie" ist die lateinische Bezeichnung für den germanischen Volksstamm der Brukterer, die vor etwa 2000 Jahren unser heutiges Gebiet bewohnten. Brukterer bedeutet so viel wie die Leute aus dem "Brook", dem Bruchgebiet. Ein Gebiet bestehend aus Heide, Moorlandschaft mit Binsenkuhlen und Wassertümpeln. Diese Namensbildung ist eng verwandt mit dem anderer Vereine (Borussia, Westfalia, Teutonia). Erste Gegner waren damals die Mannschaften der DJK Adler Buldern, DJK Grün-Weiß Nottuln und Union Dülmen, dem Vorgänger der heutigen TSG. Anfang 1922, ein Winter mit reichlich viel Schnee, fand ein Turnier in Westbevern statt, das Rorup gegen Dülmen hoch gewann. Ein großer Lorbeerkranz, in damals wohl teurer Ausführung, ging mit nach Rorup.

Einen weiteren Auftrieb erhielt die Brukteria im Mai 1923, als in Rorup ein Bezirks- Turn- und Sportfest des Bezirkes Coesfeld der DJK auf Leppelmanns Wiesen stattfand. Es war insgesamt ein schönes Sportfest, an dem viele Fußballspieler aus Rorup als Leichtathleten bzw. Turner teilnahmen. Die Turngeräte stellte Adler Buldern zur Verfügung. Auch in Zukunft betrieben Rorups Fußballer recht erfolgreich Leichtathletik. Bei Bezirkssportfesten konnten sich immer wieder Roruper in die Siegerliste eintragen, und mancher Eichenkranz ging nach Rorup. Für das Lauftraining nutzte man die Fußwege an den Straßen oder man übte im Roruper Busch. Eine schöne Laufbahn war auch der Schlackenpfad vom Dorf zum Haus Rorup.

In dieser Zeit entstand auch der erste richtige Sportplatz, im Geländegebiet des jetzigen Platzes. Es sind einzelne Kirchengrundstücke gewesen, in denen sich damals riesige Sandkuhlen befanden, die in Kleinarbeit eingeebnet werden mussten. Der Pastor gab die Genehmigung, und die Vereinsmitglieder schafften sich mit vereinten Kräften einen einigermaßen ebenen "Fußballplatz". Pfarrer Wilhelm Ebbert weihte am 05.06.1932 diesen Platz ein.

Mit dem 2. Weltkrieg kam eine kritische Zeit auf den Roruper Sportverein zu. Die meisten Roruper Sportler wurden eingezogen und der Sportbetrieb ruhte. Als nach dem Krieg die ersten jungen Männer aus der Gefangenschaft heimkehrten, traf man sich im Vereinslokal Tons Lödding, um zu beraten, wie man die Brukteria, die im Jahre 1946 ihr 25-jähriges Jubiläum hätte feiern können, wieder auf die Beine bringen könne. An Feiern war natürlich in dieser Zeit nicht zu denken. Man stand buchstäblich vor dem Nichts. Als 1. Vorsitzender direkt nach dem Krieg war Franz Lohoff von 1945 bis 1947 tätig.

Danach nahm August Wermeling, aktiver Fußballer vor dem Krieg, das Ruder in die Hand und ging mit Hilfe vieler Mitarbeiter ans Werk. Einen Sportplatz gab es nicht mehr. Die Kirchengemeinde hatte das Gelände an Kleingärtner verpachtet, die auf der ehemaligen Spielfläche die dringend benötigten Kalorien in Form von Kartoffeln, Tomaten und Gemüse anbauten. Die Fußballer mussten somit Sonntag für Sonntag auf anderen Wiesen spielen, die verständnisvolle Bauern zur Verfügung stellten. Mitunter wusste die Mannschaft morgens um 11 Uhr noch nicht, wo sie um 15 Uhr spielen sollte. Bis zum Anpfiff musste die Wiese dann noch vermessen, Kuhfladen entfernt und Tore aufgebaut werden. Als Torstangen mussten ausgediente Lichtmasten der VEW, die irgendwo organisiert wurden, herhalten. Tornetze besorgte man sich von den Panzern der in Rorup stationierten britischen Besatzungseinheit. Fahrten zu auswärtigen Gegnern wurden mit dem Rad absolviert. Bei entfernten "Reisen" musste Hermann Mersmann mit seinem Holzvergaser LKW antreten. Dieses Fahrzeug wurde dann morgens von Benno Bußmann ordentlich vorgeheizt. In der Zeit vor der Währungsreform waren bei den Sportlern aus dem Ruhrgebiet die so genannten "Bratkartoffelspiele" sehr beliebt. Es wurden von Brukteria mehrfach namhafte Vereine aus dem Raum Bochum, Witten und Dortmund eingeladen. Die Gäste wurden mit Anschluss an die Spiele von den Mitgliedern nach Hause mitgenommen, wo sie sich auch einmal richtig satt essen konnten.

In den darauf folgenden Jahren wurde der Roruper Sportplatz rekultiviert. Viele Mitglieder leisteten in unzähligen Arbeitsstunden ganze Arbeit.

Die Gemeinde Rorup errichtete bald Umkleide- und Waschräume. Ganz allmählich wurde der Spielbetrieb erweitert. Nach dem frühen Tod von August Wermeling übernahm provisorisch Josef Wessels das Amt des Vorsitzenden. Bei der nächsten Hauptversammlung wurde Felix Viefhues mit diesem Amt betraut, das fast ein Jahr ausübte. Danach wählte der Verein 1968 Bruno Nowack zu seinem 1. Vorsitzenden. Nowack leitete den Verein mit viel Geschick bis zum Jahre 1978, als er durch den damaligen Jugendwart Dieter Klaas (1967-1978) abgelöst wurde. Klaas hatte im Jahre 1967 erstmalig in der Vereinsgeschichte damit begonnen, eine eigene Schülerabteilung aufzubauen. Als ein Resultat dieser Jugendarbeit sprangen mehrere Meisterschaften und Großkreismeisterschaften heraus.

Als im Jahre 1978 die Stadt Dülmen, die nach der kommunalen Neugliederung (1975) für die bis dahin selbstständige Gemeinde zuständig geworden war, eine Turnhalle in Rorup errichtete, nahm der Verein unter seinem Vorsitzenden Dieter Klaas einen enormen Aufstieg. Der ehemalige Fußballverein entwickelte sich zu einem Angebotsverein moderner Prägung. Der Verein bot und bietet heute Sport für Jung und Alt in vielen Abteilungen, was sich auch in der Mitgliederzahl deutlich ausdrückt. Nach 15 Jahren Vorsitz gab Dieter Klaas sein Amt ab an seinen Nachfolger Werner Gaca, der von 1993 bis 1997 den Verein führte. Im selben Jahr wurde dann Josef Mevenkamp zum Vorsitzenden gewählt der nun die Geschicke des Vereins lenkt. Auf dem Sportgelände, dem "August Wermeling Platz" befinden sich zwei Fußballfelder, vier Tennisplätze und ein geräumiges Sportheim.